Das Leben ist ein Tanz…

Das Leben ist ein Tanz…

Mit dem roten Faden in der Hand sitze ich hier. Neben der Tasse mit kaltem Filterkaffee steht ein Pustekuchen. Die Brotscheibe wartet auf die Butter, die verspricht „gekühlt streichbar“ zu sein. Der Glühbirne über dem Tisch geht das Licht aus, weil sie durch eine LED Leuchte ausgetauscht wurde.

Und ich verspreche mir „gefühlt streichelbar“ und durch nix austauschbar zu sein.

Da stehe ich auf und der Takt der chillout Musik hämmert mir sanft ans Trommelfeld und ich schwinge meinen Körper in Wellenbewegungen durch den Wohnraum. In rhythmischen Kurven kreisen Beine und Arme mit den Fuss- und Fingerspitzen durch die Küchentür. Der Sound und ich öffnen weitere Türen und ich fühle, fühle, fühle was du auch kennst.

Ein Tanz ist wie eine Umarmung und Berührung deiner selbst in liebevoller Ergänzung zur Musik.

Die Freude lässt mein ICH-Gefäß überlaufen und zum Beweis rollen Tränen, die mir den Moment mit seiner Intensität bewässern. Wie eine Welle, die mich erfasst mitnimmt und vollkommen einhüllt. Gewaltig sanft, nur einen Weg kennend, denkt sie in mir:

Wie die Nacht am morgen sich vom Tage trennt.
Obwohl das Licht der Sonne ständig brennt.
Bist du mal Schatten und auch Licht.
Gestatten, hier liegt deine PfLICHT.
Das was dich lenkt liegt auf der Hand.
Das Herz führt unbewusst auch den Verstand.

Der roten Faden zieht mich weiter und hält was er verspricht. Solltest du gar deinen roten Faden verloren haben ist es an der Zeit unterm Sofa nachzuschauen, in der Sockenschublade oder in der Waschmaschine. Wie dem auch sei, ist der rote Socken… ääääh Faden in deiner Hand ein doch nicht unerheblicher Faktor eines Wohlbefindens.

Also frag ich dich nach seiner Präsenz in deinem schlaflosen Leben, getrieben von dem Antrieb nichts zu verpassen oder der Erkenntnis alles verpasst zu haben.
Wohin läufst du wenn der Sekundenschlaf dich einholt und dir mit seinem Powernapping ein Bein stellt ?
Du wirst stolpern, auf weichen Kissen landen und dann mit einem noch halbwachen Augen sehen, dass der Stecker mit dem roten Faden direkt vor dir auf dem Boden liegt …neben der Steckdose…

Dann sei mutig … und ich fordere dich auf…

Den Schatz im Silbersee zu suchen,
oder einen Fallschirmsprung zu buchen

Im Himalaya einen Berg erklimmen,
oder in Bangkok Pekinesen trimmen…

Mit dem Kaiserpinguin in der Tiefsee tauchen,
oder einen sibirischen Tiger anzufauchen…

Im Spacelab diese Welt umrunden,
oder die 100 m unter 10 Sekunden…

Sich mit dem Widerstand verbünden,
oder vor der UNO den Weltfrieden verkünden…

Seinen Gott, egal wo, anzubeten,
oder Türen einzutreten…

Sich einen Fehler eingestehen,
oder den Mensch vorurteilsfrei zu sehen…

Sich barrierefreies Denken erlauben,
oder hoffnungslos was glauben…

Schluss aus endlich… denk ich…

Als der Faden riss, ahnte keiner was geschehen sollte.
Weil jeder nur den anderen wollte.
Ein Kunstwerk der Momente.
Blicke, die nichts trennte.

Wir füllten unser Behältnis.
1:1, mit dir und mir, im Verhältnis.
Du die Weiche, ich der Harte.
Eine Liebesgeschichte stand auf der Speisekarte.

Der Fels war schroff und ihre Bühne.
Als sie fiel wurde er zur Wanderdüne.
Nun ist er in der Wüste still versandet,
und der Wasserfall am Meer gestrandet.

Ein Brief von Klaus-Dieter, 40 Jahre nach seinem Tod

Hallo lieber Jürgen !

Ich habe dich selten an meinem Leben beteiligt und noch seltener habe ich mich um dich gekümmert. Ich war zu sehr mit mir beschäftigt und den familiären Verhältnissen, die nach der Hochzeit mit Margret, auf mich gewirkt haben. Die ersten Jahre war das nur etwas nervig mit deinem Opa und deiner Oma unter einem Dach zu wohnen. Später, als dann mit Mama die Streiterein los gingen, warst du und Ulla für mich nicht mehr präsent und nur noch verrauchte Luft der Roth-Händle, ohne Filter.

Ich habe mich in die Maloche gestürzt und mich mit Zigaretten und Alkohol abgeschaltet. Zuhause war ich dann nur noch zum Schlafen. So ging dann alles in die Brüche und Mama hat die Flucht vor mir und aus ihrem Elternhaus ergriffen. Ich war damals zu stolz, die Wohnung zu räumen. War doch schließlich alles von mir ausgebaut und erschaffen worden. Die Eskalation, die dann mit Opa und Oma los brach, gaben mir den Rest. In purer Verzweiflung und ohne Halt taumelte ich weiter durch mein Leben. Arbeit, Saufen, Rauchen, Verzweiflung waren mein Tagesgeschäft. Wortlos und ohne die Möglichkeit mich auf das Wesentliche zu konzentrieren hatte ich mit euch und mir abgeschlossen. Du hast versucht meine Nähe zu suchen, ich habe sie allerdings nicht erwidert.

Nicht, dass ich nicht traurig war. Das war ich die ganze Zeit. Nur leider habe ich diese Traurigkeit nicht genommen um was zu ändern, nein, stattdessen bin ich nur noch trauriger geworden, anstatt mal was richtig zu machen… Und was habe ich wirklich richtig gemacht ? Diese Frage stelle ich mir gerade…

Ich habe dir gezeigt, wie man alles falsch machen kann, damit du es richtig machen kannst. Das ist leider alles. Es tut mir leid. Ich bin zwar wirklich, wirklich ein richtig schlechter Vater gewesen, aber eins musst du wissen, du bist aus Liebe entstanden und gibst diese Liebe deinen Kindern bewußt und mit allem was dazu gehört weiter. Das machst du richtig gut. Du hast den Kreis durchbrochen und erfüllst nicht nur deine Aufgaben, du lebst sie und nutzt deine Möglichkeiten voll aus. Deine Kinder wissen, dass du sie liebst und du gibst Ihnen, dieses Urvertrauen, welches ich dir nicht geben konnte…

Wenn ich das so sehe, bin ich mächtig stolz auf dich. Grüß mir Mama, die meine große Liebe war und immer sein wird.

Dein Papa

Todsicher ihr letztes Interview

Todsicher ihr letztes Interview

Ihre Schmerzen sind bis hier zu spüren… ihr Kampf ist wie ein aussichtsloser Sprung, über diese viel zu große Schlucht, die sie aber noch überwinden muss… ich reiche ihr den Stab und gebe ihr hier auf meiner Seite etwas Halt. Sie zeigst mir was wirklich wichtig ist… das ist einer ihrer Aufgaben… wenn das Leben am Ende ist, weiß keiner was beginnen wird…

Die Facetten und Reichtümer des Lebens werden unter dem Brennglas des nahenden Todes nochmal deutlich. Hier einen Schlussstrich zu ziehen vollendet das Leben.

Todsicher mache ich da weiter. Wir schreiben das Jahr 2021, es ist der 28. März, ein Sonntag. Nach dem ersten Interview mit meiner Schwester befinden wir uns auf ihrem letzten Weg… ihrer letzten Reise.
Sie wird in 413 Tagen, also am 15.05.2022 selbstbestimmt sterben. Sie hat Krebs. Erst Brustkrebs dann Magenkrebs und jetzt Knochenkrebs. Die ersten zwei Krebsarten wurden operativ behandelt. Brust und Magen hat Ulla nicht mehr. Mit dem Knochenkrebs ist das schwerlich machbar. Da gäbe es noch Bestrahlungen und andere Verfahren, die nur den Zeitpunkt ihres Todes verschieben, aber ihn nicht aufhalten werden. Die Heilungschancen tendieren also gegen 0.

Hinzu kommt, dass sie seit ihrer Jugend an Depressionen leidet, die ihr ständiger Begleiter sind. Als ich Sie nach der Brustkrebsoperation 2010 im Krankenhaus besuchte, kam dieser prägende Satz von ihr: „Also, Jürgen, dieser Brustkrebs ist im Vergleich zu meiner Depression, wie ein kleiner Schnupfen für mich.“

Jetzt,11 Jahre (2021) später, „austherapiert“ und angekommen in der Palliativmedizin war also unklar, wann ihr Körper sie im Stich lassen wird und ihre Lebensgeister erlöschen werden. Wer meine Schwester nicht kennt wird schwerlich verstehen warum sie ihr Lebensende selber steuern will. Aktive Sterbehilfe ist seit 2020 auch in Deutschland möglich. Man muss nicht in die Schweiz oder in die Niederlande fahren um selbstbestimmt und unter Betreuung seinem Leben ein Ende zu setzen. Und diesen Weg geht sie jetzt und ich mit ihr.

Als ich sie fragte, ob ich sie jetzt wöchentlich interviewen darf, sagte sie zu meiner Freude JA.
Heute war also unser erstes Gespräch, welches ich als Audiomitschnitt aufgenommen habe. Ich habe mir hierzu Fragen notiert, die sie beantwortet hat. Es wurde gelacht, gehofft, geweint, gezweifelt und gelebt. Was daraus erwächst ist mir noch nicht bewusst. Ich weiß aber jetzt schon, dass es uns Beiden gut tut und eine Reise bis zum Ursprung allen Lebens werden wird…

Danke Ulla für deine Bereitschaft und Stärke. Du hast uns alle mitgenommen und wir sind für dich hier geblieben um sich auch darum zu kümmern.

Jeder sieht es anders obwohl es alle wärmt.
Das Feuer in dir und mir…
brennt und brennt und brennt mit der Zeit,
die rennt… und rennt… und rennt…
Die Zeit, die kommt als Wunsch und geht als Erinnerung
die bleibt… und bleibt… und bleibt…
Wie der Moment, im Hier
und jetzt… und jetzt… und jetzt… und jetzt…
schöpfe ich aus dem Brunnen deiner Ahnung bunte Hoffnungen und blicke nach oben…
wo du und ich sich loben…
und lieben… lieben… lieben…
und das Jetzt… und Jetzt… und Jetzt… war die Zeit, die bleibt
wenn du nur willst… und willst… und willst… was schon war
und so kommt…. und kommt… und kommt…
…und so komme ich zum Schluss !

Was bleibt wenn du vergessen hast, was wirklich wichtig ist ? „Pappelapapp“, sagte der Schutzmann zum Schaf und verwies auf das Leben nach dem Tod. „Ja, aber..?“

Ein Weg
Ein Baum
Ein Himmel

Eine Wanderung
Ein Ziel
Ein Ankommen

Eine Vision
Eine Erkenntnis
Ein Glaube

Eine Liebe
Ein Hafen
Eine Einheit

Ein Leben
Ein Grund
Ein Ende

Ein Weg
Ein Baum
Ein Himmel

Ausbalanciertes (ETW) Erkenntnistheoretikerwissen oder die Schönheit des Astlochs im Furnier des Anderen.

Ausbalanciertes (ETW) Erkenntnistheoretikerwissen oder die Schönheit des Astlochs im Furnier des Anderen.

Sehr verehrte Gäste, Menschen und Freundinnen und Freunde der poetischen Sicht auf das Leben.

Was folgt ? Hört hin oder lest selbst…

Ich slackline gerne und die Partnersuche fesselt mich… ….nicht.
Da fragt ihr euch, was hat das Eine mit dem Anderen zu tun ? Nun auf einer slackline kann man balancieren wenn sie gespannt ist. Und hierzu benötigst du Gleichgewicht und z.B. zwei Bäume, die von der Slackline gefesselt werden.

So machte ich mich auf die Suche und fand einen Baum an dem ein Schild hing auf dem stand:

Nähe und Distanz mögen sich nie so ganz. Was die Nähe dir verspricht… hält die Distanz im Gleichgewicht.

Leicht verdutzt und am Kopf kratzend schaute ich mich um und sah ….nicht weit entfernt einen weiteren Baum, der ebenfalls eine Inschrift in seiner Rinde trug und las:

Ich suche die Liebe, wie der Mäusebussard die Maus und habe genausoviel Angst davor wie die Maus vor dem Mäusebussard.

Mmmmmh… Nehmen wir an, diese zwei Bäume stehen für zwei Menschleins, Menschenkinder, Menschen halt …mit all ihren Facetten und ihrem Sein. Und die slackline steht für das zarte, unsichtbare Band einer anfänglichen Romanze oder einer ähnlichen Verbindung.

Wenn also das Schicksal oder ein Match auf Tinder zwei Menschen zusammen bringt, spannt man diese 5 cm breite Slackline zwischen diese zwei Bäume und verbindet sie. Nun kann ich anfangen auf der Slackline zu üben, indem ich versuche von der einen Seite auf die andere zu kommen.

Das schaffe ich oder sie natürlich nicht sofort. Einer fällt auch mal runter und Beide müssen vorsichtig sein, damit sie sich nicht dabei verletzen. Schlussendlich sind Beide total neugierig und versuchen es wieder und wieder und freuen sich über diese wacklige Slackline-Hängebrücke zu gehen. Sie finden Ihre Verbindung aufregend und inspirierend und die räumliche Distanz kennt nur noch Nähe. Verwurzelt freuen sich Beide über die Astlöcher im Furnier des Anderen. Da sieh an, was zwischen zwei Bäumen und einer Slackline so alles passieren kann.

Und so eine Slackline, die kann echt viel aushalten, wenn man darauf stehen kann. Also fängt man auch an darauf rum zu turnen. Natürlich auch mal zu zweit und balanciert so gemeinsam durchs Leben des Anderen… verbunden durch das Band der Liebe. Dann wenn man das besser kann und sich schon länger kennt, können Beide jetzt sogar rückwärtslaufen, minutenlang auf einem Bein stehen oder vielleicht irgendwann Kunststücke machen. Ich will jetzt nicht von Salto reden… Ja doch, sowas halt…

Irgendwann komme ich allerdings zu einem Punkt, wo ich nicht weiter komme und mich von der Slackline auch mal fern halte um mich unter die Rinde meines Baumstammes oder im Nest vom Kuckuck verstecke. Es kann auch passieren, das die Slackline dann abgebaut wird.

Dann ist die Verbindung zwar weg, aber die Bäume stehen, ja, trotzdem noch. Das ist wiederum ein schönes Sinnbild für die Eigenständigkeit der Bäume an sich. Weil jeder für sich sorgen kann und durch Fotosynthese und dem Wasser im Boden sich kümmert und so am Leben hält. Auch die Gemeinschaft des Waldes macht sie als Gruppe natürlich stark. Tief verwurzelt… wie sie halt sind.

Es kann natürlich auch mal passieren, das ein Hund an den einen Baum pinkelt oder ein Wildschwein sein Hinterteil am Stamm des anderen Baumes reibt. Was dazu führt, das der Baum angepisst ist und die Bäumin sich verarscht fühlt. Aber das ist jetzt ein anderes Thema.

Zum Schluss noch zwei Fragen, die ich mir stelle:
1. Was ist wenn man, so wie ich, ein alleinstehender Ahorn auf einer kleine Anhöhe ist und ringsum nur Grasland wächst ?
Und 2. frag dich doch mal bitte in welcher Umgebung dein Baum steht ?

P.S: Nähe ist ein vages Versprechen, welches als Wunsch in die Welt entlassen wurde, um den Zwischenraum zu verkürzen. Die Distanz verleiht dabei dem EGO die Geltung, um gesehen zu werden.

Im Oberstübchen brennt noch Licht

„An Schlaf ist nicht zu denken“, dachte ich nach 3 Stunden Bettruhe und so stand ich mitten in der Nacht auf und klappte den Bildschirm des Notebook auf. Da es was Neues zu bedenken und offensichtlich auch zu schreiben gilt, sitze ich am Tisch und fühlte diese magische Gelassenheit, die mir in letzter Zeit des öfteren abhanden gekommen war. So, wie ein liebgewonnenes Haustier, was entlaufen war und nun wieder auf seinem Lieblingsplatz dahin döst.

Dachte ich… Und was man alles so denkt, denkt sich dann gerne durch dick und dünn, läutert dich mit Tadel oder, was eher die Ausnahme ist, überschüttet dich mit Lob. Mein verwirrter Kritiker hält sich dabei an keine Uhrzeit und klopft von alleine an jede Tür, die sich auf den labyrinthartigen Fluren der Gehirnwindungen finden lässt. Diese Flure im Hochhaus meines Ichs sind weitestgehend aufgeteilt. Da gibt es z. B. das EG, wo der Concierge die visuellen Eindrücke direkt in Schubladen verstaut und allen ein Etikett anhängt. Aber im Oberstübchen brennt noch Licht.

Dieses Licht erleuchtet mich heute und ich spüre an den Wurzelspitzen meines Daseins ein leichtes Kribbeln. Meine Sicht auf die Dinge ändert sich wieder einmal. Ich lasse los was mein Gedankenhaus einnebelt und schaue vom Dach in die Ferne und erinnere mich, wer ich bin und was ich kann. Mit 56 Jahren tut sich wieder eine Tür auf, an der ich des Öfteren vorbeigelaufen war, da ich mit mir beschäftigt war und meistens kein gutes Wort an mir fand. Den Ereignissen in der Zukunft soviel Raum schenkte und mich durch detailverliebtes Ausmalen privater Umstände, oder beruflicher Projekte in perfektionistischer Art und Weise imaginäre Fakten schaffte. Und diese Fakten waren aus dem Fundus einer Geisterbahn entlaufene Gestalten, die nur eins im Sinn hatten: Schrecken zu verbreiten und Angst zu schüren. Das alles ist heute und hier (komischerweise oder geistseidank) anders.

Ich besinne mich und begreife, dass nur ich diese Sicht auf die Welt habe, sonst niemand. Somit kann auch nur ich diese Sichtweise korrigieren, ändern und mehr Verständnis für Mitmenschen und Lob in mein Handeln einfließen lassen. Es ist einfach gesprochen nur eine Entscheidung, sonst nichts.

Die Entscheidung freundlich zu sein, offen zu bleiben, neugierig zu sein, Verständnis zu zeigen und löblich mit sich zu bleiben. Das mache ich gerade und ich danke dieser Quelle in mir, weil ich mir wieder liebenswert erscheine. Alleine ich, und gerade deswegen auf mein Verständnis angewiesen und dem wohlwollenden Umgang mit mir verpflichtet.

Ich habe eine Aufgabe, die es zu erfüllen gilt.

Ich darf Matthis, meinen Sohn begleiten, der auf seinem Weg durchs Leben ist. Ich darf meiner 79-jährigen Mama zuschauen, wie sie mit Bravour ihr Leben meistert. Ich habe gute Freunde, die mich annehmen und mögen. Ich habe einen Körper indem ich wohne. Diesen Körper forme ich durch Bewegung und Disziplin und lasse es ihm gut gehen. Immer wenn ich das tue, geht es auch mir gut. Allumfassend gut.

Und ich werde das Gefühl dieser Worte vergessen, aber hoffentlich wieder finden, falls ich sie brauche.

Yoga-Wheelie vs. Asphalt-Taichi

Yoga-Wheelie vs. Asphalt-Taichi

„Muss leider morgen die wildcard in der Startnummern Schublade lassen. Vollcrah mit Durchfahrttssperre auf der Kanalpromenade. Habe mit dem Mountainbike einen Poller übersehen und einen Salto vorwärts mit Asphaltlandung hingelegt 🫤… Saublöd aber auch Glück im Unglück, da ohne Helm unterwegs… jetzt brummt der Schädel und der Cut über dem Auge wurde mit drei Stichen genäht…
Sehr ärgerlich aber naja,… thats race life 🙋🏻‍♂️“, schrieb ich in die WhatsApp Gruppe, als vorübergehend klar war, dass ich nicht am Münsterland Giro 2023 teilnehmen werde.

Der Brückentag, an dem ich Urlaub hatte, hätte so schön werden können. Gut gelaunt und mit frischen Brötchen im Rucksack machte ich mich mit dem Mountainbike auf dem Weg nach Albersloh zu meiner besten Freundin Kischi. Die plagt sich gerade mit einem Bandscheibenvorfall an der Lendenwirbelsäule rum und ist für jede Zerstreuung dankbar. Als sie mich auf meinem Mobiltelefon anrief, saß ich leider nicht mehr auf dem Bike, sondern im Rettungswagen und war auf dem Weg in die Notaufnahme.

Was war passiert: Die Strecke nach Albersloh kenne ich im Schlaf, sprich bin sie schon öfters gefahren. So auch an diesem 02.10.2023 um 8 Uhr morgens. Die Wetterlage war mild und sonnig, die Straßen leer und die Radwege ebenso. Der Radweg verläuft weitesgehend parallel zum Dortmund-Ems-Kanal (DEK) und wurde erst kürlich neu asphaltiert und ausgebaut. In der Ortlage Hiltrup verläßt man diese Kanalpromenade kurz und erreicht sie am Ortsausgang wieder. Als ich wieder auf diesen Kanalseitenweg abbiege, sehe ich rechts auf dem Wasser ein großes Frachtschiff auf dem DEK, welches mir entgegen kommt. Diese Frachtschiffe sind mal größer und mal kleiner. Dieses Schiff war eins der größerern Exemplare, die ihre Fahrerkabine rauf und runter fahren können, damit sie unter den münsteraner Brücken durchpassen. Die Kabine dieses Frachters war komplett nach unten gefahren, sodass der Kaptain aus einer Dachluke schauend seinen Kurs finden muss. Ich sah aber keinen Kopf oder ein Gesicht, welches meine Annahme bestätigen konnte und schaute weiter rüber und scannte die Kabine, um im nächsten Moment eine Salto vorwärts zu machen und mich augenblicklich auf dem Asphalt wieder fand. Ein echter Gamechanger, der mir durch 3 Sekunden wegschauen präsentiert wurde. Nichts war mehr wie gewollt und die Situation musste zwangsläufig neu bewertet werden. Mein inneres Körpercheckfunktionsdisplay, das bei solchen Unfällen automatisch aufleutet und kleine grüne oder rote Häckchen setzt, ergab keine großeren Schmerzpunkte oder Bewegungseinschränkungen. Bis auf diverse Hautabschürfungen an allen vier Ecken des Körpers schien soweit alles in Ordnung zu sein. Da tropfte Blut auf den Asphalt, dass mir aus einem Cut über dem Auge lief. Okay, doch nicht aufstehen und weiter fahren, sondern erstmal sitzen bleiben und den Kreislauf stabilisieren und die Hand heben. Dies Hand sah Tobi (Danke, Danke, Danke), der mit seinem Auto direkt anhielt und zusammen mit seiner Freundin mir erste Hilfe leistete…

Der Rest ist Routine im Rettungsalltag der zuständigen Organisationen (Malteser, Notaufnahme im Krankenhaus und Polizei) und für mich dankbare Begleiterscheinung nach so einem Unfall…

Warum ich den Münsterland Giro dann doch mitgefahren bin ist eine andere Geschichte…

Mein Verhältnis zur Partnerschaft ?

Mein Verhältnis zur Partnerschaft ?

Da fange ich mal bei mir selbst an. Ich und meine Partner, die sich auf der Kommandobrücke (feste und flüssige Körperteile, also die Hardware) abwechselnd die Klinke in die Hand geben und im Schichtbetrieb ihren Dienst tun, bestehen aus einer ganzen Mannschaft.

Je nach Dienstgrad und Ausbildung erledigen sie ihre Arbeit mal pflichtbewusst und mal lässig locker, jeder auf seine Art. Die Mannschaft besteht also aus individuellen Fachidioten (der… Vater, Freund, Sportler, Jürgen, Pessimist, Optimist, Fuckboy, Ingenieur, Poet, Grübler, Schmidt, Sohn, Bruder und der „kleine Jürgen“ sowie die anderen „Klein-Ichs“) und dem Kapitän (beobachtendes Über-Ich oder die Seele), der allerdings, wie sollte es auch anders sein, sich auch schonmal lieber unter Deck befindet und das Kommando seinem 1. oder 2. oder 3. oder 7. „Klein-Ich“ überlässt. Jeder dieser „Klein-Ichs“ hat selbstverständlich einen Führerschein für dies Schiff, (s)eine Meinung parat und (s)einen Blick auf die Dinge. Nennen wir es die Ambivalenz der Zielsetzung, oder bewussten Kursabweichung, oder der Kurskorrektur und/oder gewollten Kollision mit im Wasser schwimmenden Gegenständen. Du denkst dir jetzt deinen Teil, wenn du dies liest. Welches deiner „Ichs“ liest dies denn jetzt ?

Ich für meinen Teil sehe, jetzt, hier den Kapitän schreiben und Teile der Mannschaft schauen ihm interessiert über die Schulter oder sind gar nicht im Raum zugegen. Wenn mein Kapitän spricht, schreibt oder redet, was soeben der Fall ist, dann bin ich zentriert und ausgependelt, ein wenig erleuchtet und strahle Zuversicht aus. Eingebettet in eine Art Urvertrauen an mich selbst, betrachte ich die Mannschaft und weiß, dass jeder seine Berechtigung hat. Ich fasse zusammen: In der Betrachtung liegt die Ruhe. In der Bewertung der Konflikt oder das Glück…

Ich glaub ich bin vom Thema abgewichen und komme jetzt zur Beantwortung der o.g. Frage. Mein Verhältnis zur Partnerschaft ist kitschig, kritisch und kompliziert. Mein Beziehungsphobiker be- und verurteilt mich und redet darüber, dass es besser für mich ist alleine zu bleiben (ist halt auch sein Job). Mein Romantiker hingegen findet das natürlich richtig kacke und so streite ich mit diesen beiden „Klein-Ichs“ und versuche zu schlichten wo es geht.

Und was geht ? Es ergab sich in den letzten Jahren was unverbindliches und leichtsinniges in Form von Freundschaft+ oder nur +. Der tiefsinnige Teil von mir, also der Kiel des Schiffrumpfes (nennen wir es Bauchgefühl), langweilt diese Form des Zwischen-Frau-Mann-menschlichen-Kontaktes und warf bei der erst besten Gelegenheit die Frau über Bord. Nicht ohne einen Rettungsring hinterher zu werfen. Das Gewissen will schließlich auch mitreden und sich nichts vorzuwerfen haben. Inspiriert war ich dann trotz alle dem. Auf welcher Ebene ich das so weiter mache wird sich zeigen…

P.S.: Dank an Miss redlight Redpoisen für den auslösenden Moment der Fragestellung im Kontext der imaginären Freundschaft

12 Fragen ein Jahr

12 Fragen ein Jahr

Wie würde ich dieses Jahr in einem Satz beschreiben?
Es begann mit Trallafitti und endete mit ein, zwei Hoppsasas

Was waren meine fünf Highlights in diesem Jahr?
Neuer Job / Matthis / RadAmRing / den code EQT dechiffrieren zu haben / piiiiep

Welche Menschen haben mein Jahr geprägt – und wieso?
-Matthis, weil er der Goldjunge unter meinen Lieblingsmenschen ist.
-Eric Sabe. Loyaler und krass strukturierter Gruppenleiter der Bautruppe bei den SN und das mit 28. Wir mögen uns.
-Melanie Wißmann (Mama von Matthis). Fels in der Brandung, emphatisch wie der Flügelschlag eines Schmetterlings, Orgaqueen und die beste Mama der Welt für Matthis.
-Mama, die genügsame und stoische Seniorin. Macht den besten Kartoffelsalat und hat so eine in sich ruhende Art. Obwohl ich nicht weiß ob das stimmt, da wir wenig darüber reden.
-Ulla, die am 15.05. gegangen ist, weil sie es so wollte.

Für was in diesem Jahr bin ich besonders dankbar?
Plattitüden gäb es reichlich. Ich weiß, dass ich nie vergesse wer ich bin, auch wenn ich mir dabei ständig verloren gehe.

Was habe ich in diesem Jahr zum ersten Mal gemacht?
Hier keine Antwort gefunden.

Was möchte ich in diesem Jahr zum letzten Mal gemacht haben?
Nichts, jede Erfahrung ist wertvoll und bereut habe ich keine davon.

Welche Herausforderungen konnte ich in diesem Jahr erfolgreich meistern?
meine beruflichen Qualitäten und mein Wissen bei den Stadtnetzen erfolgreich einzubringen.

Was habe ich in diesem Jahr Neues gelernt?
den Zauberwürfel 2×2 zu lösen und das Wort mindfulness

Von was oder wem habe ich mich in diesem Jahr verabschiedet?
von Ulla meiner Schwester.

Was bereue ich, in diesem Jahr nicht getan zu haben?
nix

Was hat mich in diesem Jahr besonders überrascht?
Wie individuell bei den Stadtnetzen gearbeitet werden darf

Welche Eigenschaften möchte ich mit ins nächste Jahr nehmen – und was nicht?
Mein Schreiben zu pflegen / meine Worte zu achten / keine voreiligen Schlüsse zu ziehen / weniger „persönlich“ zu nehmen / mein Bestes zu geben. <<< Auf das Gegenteil hiervon könnte ich gerne verzichten, was mir aber nicht liegt… Die Ambivalenz ist der Fingerabdruck meines Charakters. Ich lege mich nicht gerne fest, weiß aber auch, das das genau das ist was ich brauche. Halt und das, das, das… 😉

Welche Ziele habe ich erreicht – und welche neuen Ziele habe ich mir gesetzt?
Der Jobwechsel hat eine neue Qualität in mein Leben gebracht. Halt die Lebensqualität und Ausgeglichenheit verstärkt. Mein Ziel ist es mein Sein zu achten und die Freundschaften in meinem Leben intensiver zu pflegen. Offener zu werden und mich der Welt mitzuteilen.

Welche Menschen/Bücher/Musik haben mich besonders geprägt?
siehe oben und das Buch „Ein guter Plan“… das Hörbuch „Sophia, der Tod und ich“ von Thees Uhlmann und das Lied „Roses on your grave“ und „Bite the bullet“ beides von der Gruppe Eclipse

Bin ich zufrieden mit dem Leben, das ich aktuell führe?
Ja, ja, ja… voll uns ganz. Ich weiß, dass es vorrangig an mir liegt Dinge zu steuern. Gedanken zu entschärfen. Offenheit zu wollen. Mich gerade hinzustellen. Zu atmen. Zu meditieren. Zu lassen. Zu wollen. Und mit dem womit ich unzufrieden bin offensiv umzugehen um es dann ändern zu können, wenn die Zeit gekommen ist oder ich die Mittel habe es zu lenken.