Mit dem roten Faden in der Hand sitze ich hier. Neben der Tasse mit kaltem Filterkaffee steht ein Pustekuchen. Die Brotscheibe wartet auf die Butter, die verspricht „gekühlt streichbar“ zu sein. Der Glühbirne über dem Tisch geht das Licht aus, weil sie durch eine LED Leuchte ausgetauscht wurde.
Und ich verspreche mir „gefühlt streichelbar“ und durch nix austauschbar zu sein.
Da stehe ich auf und der Takt der chillout Musik hämmert mir sanft ans Trommelfeld und ich schwinge meinen Körper in Wellenbewegungen durch den Wohnraum. In rhythmischen Kurven kreisen Beine und Arme mit den Fuss- und Fingerspitzen durch die Küchentür. Der Sound und ich öffnen weitere Türen und ich fühle, fühle, fühle was du auch kennst.
Ein Tanz ist wie eine Umarmung und Berührung deiner selbst in liebevoller Ergänzung zur Musik.
Die Freude lässt mein ICH-Gefäß überlaufen und zum Beweis rollen Tränen, die mir den Moment mit seiner Intensität bewässern. Wie eine Welle, die mich erfasst mitnimmt und vollkommen einhüllt. Gewaltig sanft, nur einen Weg kennend, denkt sie in mir:
Wie die Nacht am morgen sich vom Tage trennt.
Obwohl das Licht der Sonne ständig brennt.
Bist du mal Schatten und auch Licht.
Gestatten, hier liegt deine PfLICHT.
Das was dich lenkt liegt auf der Hand.
Das Herz führt unbewusst auch den Verstand.
Der roten Faden zieht mich weiter und hält was er verspricht. Solltest du gar deinen roten Faden verloren haben ist es an der Zeit unterm Sofa nachzuschauen, in der Sockenschublade oder in der Waschmaschine. Wie dem auch sei, ist der rote Socken… ääääh Faden in deiner Hand ein doch nicht unerheblicher Faktor eines Wohlbefindens.
Also frag ich dich nach seiner Präsenz in deinem schlaflosen Leben, getrieben von dem Antrieb nichts zu verpassen oder der Erkenntnis alles verpasst zu haben.
Wohin läufst du wenn der Sekundenschlaf dich einholt und dir mit seinem Powernapping ein Bein stellt ?
Du wirst stolpern, auf weichen Kissen landen und dann mit einem noch halbwachen Augen sehen, dass der Stecker mit dem roten Faden direkt vor dir auf dem Boden liegt …neben der Steckdose…
Dann sei mutig … und ich fordere dich auf…
Den Schatz im Silbersee zu suchen,
oder einen Fallschirmsprung zu buchen
Im Himalaya einen Berg erklimmen,
oder in Bangkok Pekinesen trimmen…
Mit dem Kaiserpinguin in der Tiefsee tauchen,
oder einen sibirischen Tiger anzufauchen…
Im Spacelab diese Welt umrunden,
oder die 100 m unter 10 Sekunden…
Sich mit dem Widerstand verbünden,
oder vor der UNO den Weltfrieden verkünden…
Seinen Gott, egal wo, anzubeten,
oder Türen einzutreten…
Sich einen Fehler eingestehen,
oder den Mensch vorurteilsfrei zu sehen…
Sich barrierefreies Denken erlauben,
oder hoffnungslos was glauben…
Schluss aus endlich… denk ich…
Als der Faden riss, ahnte keiner was geschehen sollte.
Weil jeder nur den anderen wollte.
Ein Kunstwerk der Momente.
Blicke, die nichts trennte.
Wir füllten unser Behältnis.
1:1, mit dir und mir, im Verhältnis.
Du die Weiche, ich der Harte.
Eine Liebesgeschichte stand auf der Speisekarte.
Der Fels war schroff und ihre Bühne.
Als sie fiel wurde er zur Wanderdüne.
Nun ist er in der Wüste still versandet,
und der Wasserfall am Meer gestrandet.